Herstellung der Druckvorlagen

Das Musterzeichnen
Von den zu rekonstruierenden Tapeten oder Bordüren wird für jede Druckfarbe eine rapportgetreue Zeichnung angefertigt, die den Modelansatz, die nach dem Drucken unsichtbaren Überschneidungen der Farben und die Farbreihenfolge berücksichtigt. Wichtig für die spätere Paßgenauigkeit einer jeden Druckfarbe ist die Angabe der Picots an den Rändern der Model.

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Bordüre der Eichenlaubtapete aus Schillers Wohnhaus in Weimar – Musterrekonstruktion

Tapetenmuster, deren Befunde einen unvollständigen Rapport aufweisen, müssen vor dem Musterzeichnen an Hand von Analogiebeispielen und Ornamentsammlungen ergänzt werden. Die fertigen Zeichnungen erhält der Formstecher, der diese auf bereits vorbereitete Holzplatten oder Walzen überträgt.

Das Formstechen
Um die einzelnen Musterzeichnungen auf die Flachmodel oder Druckwalzen zu übertragen, bedient man sich eines sogenannten Kritzpapiers. Das mit einer Stahlnadel eingeritzte Muster der einzelnen Druckfarben wird mit Hilfe von Druckerschwärze auf die Holzoberfläche aufgerieben. Zur besseren Überschaubarkeit beim Stechen werden die Druckflächen farbig angelegt.

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Druckwalze für die Weinlaubtapete aus Schillers Wohnhaus während der Fertigung

Mit einem kleinen stecheisenartigen Werkzeug, dem Vorschlag, wird die Kontur des Musters etwa 3 – 4 mm tief vorgestochen. Die einzelnen Figuren werden aus Messingstreifen und gezogenen Profilen entsprechend der Zeichnung angefertigt und in das vorgestochene Holz eingesetzt. Zur Kontrolle des Musters und des Rapportes wird ein Abrieb aller Model auf Transparentpapier angefertigt. Nach dem Richten der Formen werden die blechumrandeten Druckflächen mit Filz ausgefüllt, mit Schellack getränkt und abschließend überschliffen.

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Bordüre der Eichenlaubtapete aus Schillers Wohnhaus in Weimar - Druckmodel während des Stechens

Die Drucktechniken

Der Handmodeldruck
Für den Handdruck werden ausschließlich säurefreie und alterungsbeständige handgeschöpfte Papiere verwendet, die sich an der Färbung, Siebstruktur und Oberflächenbeschaffenheit der Befunde orientieren. Wie bei den Originalen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts werden die aus Büttenpapierbögen zusammengeleimten Bahnen zunächst von Hand grundiert. Eine Satinage oder andere Veredlung der Fondfarbe wird durch eine spezielle Farbrezeptur und Oberflächenbehandlung erreicht.

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Bordüre einer Marmortapete für die Panoramatapete „Die Inkas“ – Handdruck der 4. Druckfarbe

Der Druck wird mit Holzmodeln ausgeführt, die durch leichtes Aufschlagen auf das Farbtuch im Chassis die Farbe aufnehmen und auf eine auf dem Drucktisch ausgerollte Papierbahn übertragen. Die Picots an den Rändern der Model erlauben ein genaues Positionieren. Mit Hilfe eines Druckhebels wird das Model auf die Papierbahn gepresst. Sind Druckkraft, Konsistenz und Zusammensetzung der Farbe richtig aufeinander abgestimmt, so entsteht nach dem Abheben des Models ein sauberer, für das Handdruckverfahren charakteristischer Abdruck. Rapport für Rapport werden so die gesamten Tapetenbahnen bedruckt. Nach dem Trocknen im Trockenhang wird der Druck mit der nächsten Farbe und einem neuen Model fortgesetzt, bis das Muster vollständig ist.

Der Maschinenleimdruck
Der Maschinenleimdruck ist wie der Handmodeldruck eine Hochdrucktechnik. Die Technologie hat sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht verändert. Es wird mit Leimfarben auf Maschinen gedruckt, die sich im Aufbau kaum von den ersten Leimdruckmaschinen unterscheiden.

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Walzendruckmaschine mit 8 Farbwerken während des Nachdruckes einer Jugendstiltapete

Auf einer Bürstenstreichmaschine wird zunächst der Fond der Tapete aufgebracht. Die im Trockenhang getrocknete, mit dem Fondaufstrich versehene Bahn läuft in der Leimdruckmaschine auf einem großen Zylinder an den einzelnen Farbwerken vorbei und wird nacheinander, das heißt nass in nass mit den Druckwalzen der jeweiligen Farbe bedruckt. Die bemusterte Tapete durchläuft wieder den Trockenhang, wird auf einen Ballen gewickelt, gegebenenfalls einer Oberflächenveredlung wie Gaufrage oder Prägung unterzogen und anschließend auf Rollen geschnitten und verpackt.

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